FALL DES MONATS

TELEMEDIZINISCHE DATENÜBERTRAGUNG

WAS IST PASSIERT?

Mediainfarkt rechts, Carotis-und Mediaverschluss rechts, Lyse und Thrombektomieindikation. Aufnahme auf die Stroke Unit, Notfalldiagnostik und intravenöse Thrombolyse problemlos. Anfrage zur Thrombektomie: die am Tag zuständige Klinik kann wegen einer bereits laufenden Thrombektomie nicht zusagen - die Bereitschaft ist in dieser Klinik am Tag nur bis 19:00 Uhr vorgesehen. Die Anfrage erfolgte ca. um 17:30 Uhr. Es folgt also eine Anfrage in der Klinik mit TKT-Bereitschaft in einem anderen Bundesland. Die Kollegen sind äußerst hilfreich, das Problem liegt bei der Datenübermittlung. Diese kann teleradiologisch wiederholt nicht erfolgen, eine direkte Verbindung zu dieser Klinik besteht nicht. Die Daten werden schließlich durch ein drittes Krankenhaus übermittelt. Die Zusage zur TKT erfolgte schließlich ohne Begutachtung der Bildmaterialien.

WAS WAR DAS ERGEBNIS?

- In einem Bundesland an dem Tag ab 19:00 Uhr keine Thrombektomiebereitschaft. Ein Bundesland ist somit an ein anderes angewiesen.
- Gestörte/unmögliche Datenübertragung in ein anderes Bundesland obwohl die Notwendigkeit einer Datenübertragung in dieses Bundesland regelmäßig vorkommt.
- Resultierend Zeitverzögerung bei Patientenversorgung.

WO SEHEN SIE DIE GRÜNDE FÜR DIESES EREIGNIS?

- Bessere Organisation der TKT-Bereitschaftsdienste, damit keine Lücke in der Versorgung entsteht.
- Überprüfung und ggf. besserer Ausbau der telemedizinischen Kommunikation.

WAS WAR BESONDERS GUT?

Interkollegiale Kommunikation, gute Zusammenarbeit.

WAS WAR BESONDERS UNGÜNSTIG?

Telemedizinische Datenübertragung.

WIE HÄUFIG TRITT EIN SOLCHES EREIGNIS AUF?

Jährlich

KAM DER PATIENT ZU SCHADEN?

Möglicher Patientenschaden

WELCHE FAKTOREN TRUGEN ZU DEM EREIGNIS BEI?

•  Ressourcen (zu wenig Personal, Arbeitsbelastung, etc.)
•  Ablauforganisation
•  Technische Geräte (Funktionsfähigkeit, Bedienbarkeit, etc.)

FALL-NR
258368
ALTERSGRUPPE
61 - 70
GESCHLECHT
männlich
BEREICH
Neurologie
KONTEXT
Organisation (Schnittstellen / Kommunikation)
ORT DES EREIGNISSES
Krankenhaus Station
VERSORGNUNGSART
Notfall
TAG DES EREIGNISSES
Wochentag
WER BERICHTET
Ärztin / Arzt
BERUFSERFAHRUNG
über 5 Jahre

KOMMENTARE
 

Lösungsvorschlag bzw. Fallanalyse
Die mechanische Thrombektomie hat sich als Standardverfahren für die Behandlung akuter ischämischer Schlaganfälle aufgrund eines Verschlusses großer proximaler Hirnarterien seit 2015 etabliert.

Aufgrund der guten Ergebnisse hat sich seither eine Indikationsausweitung ergeben, sodass einerseits der zeitliche Rahmen, als auch distalere Verschlüsse zur Behandlung geeignet, erscheinen.

Da die Thrombektomie auch bei Menschen, welche mit D-OAK behandelt werden, eine Therapieoption darstellt, ist durchaus mit weiteren höheren Indikationsstellungen zu rechnen.

Bedauerlicherweise steht diese Maßnahme nicht in allen Bundesländern und nicht zu jedem Zeitpunkt, an jedem Tag uneingeschränkt zur Verfügung. Immer wieder bedingen diese knappen Ressourcen auch die Notwendigkeit mit mehreren interventionellen Abteilungen Kontakt aufnehmen zu müssen, um eine ideale Versorgung zu ermöglichen, auch wenn hierbei ein gewisser Zeitverlust damit verbunden ist.

Die von den unterschiedlichen Krankenhausträgern zum Teil sehr „strengen“ Maßnahmen zum Einhalten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bedingen darüber hinaus, dass sich die Datenübermittlung innerhalb dieser Träger zum Teil extrem erschwert präsentiert.

Es versteht sich von selbst, dass eine Optimierung der Ressourcen bzw. der Ablauforganisationen und hierbei im Besonderen die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Krankenhausträger, eine deutliche Verbesserung für die Versorgung von Personen mit einem akuten ischämischen Schlaganfall bedingt.

Aus medizinischer Sicht ist eine diesbezügliche Optimierung unter Einbindung der jeweiligen IT-Systeme unter allem Umständen voranzutreiben und zu begrüßen.

ExpertIn der Gesundheit Burgenland
(medizinisch-fachlicher Aspekt, Neurologie)
Veröffentlichung am 29.01.2024